Doppelbelichtungen
von Moses und Webbie
ZMW 002, Bild 0-2
All Pictures and Text
© by
Moses.- & Webbie
Zwei Menschen belichten mit analogen Kameras den selben Film nacheinander an verschiedenen Orten.
In den so entstandenen Bildern "spiegelt" sich eine Belichtung in der anderen, manche Elemente verbinden sich zu einem zusätzlichen Inhalt. Die Bilder sind vielschichtig und lassen mehrere Interpretationen zu. Die Augen müssen sich daran gewöhnen, zwischen den Möglichkeiten umzuschalten oder beides wahrzunehmen. Denn Zwielicht-Bilder funktionieren wie Schaufenster: Durch die Scheibe hindurch ist der Inhalt zu sehen, in der Scheibe spiegelt sich die Umgebung.
Allerdings befindet sich die (nicht spiegelverkehrte) Umgebung in Wien, das Schaufenster in Paderborn oder umgekehrt. So werden zufällige und nicht vor Ort gegebene Weltsichten miteinander vermischt und im Gegensatz zu einem Sandwich (bei dem Bilder ausgesucht übereinandergelegt werden) untrennbar miteinander verbunden.
Alte Photoapparate stillen gleichzeitig meine Sammelwut, meine Leidenschaft für einfache Technik und meine Experimentierfreudigkeit. Mit ihnen zu photographieren fördert, daß ich mich auf mein Gefühl verlasse, die Kontrolle über das Gelingen der Belichtung abgebe. Die so entstandenen Bilder sind viel mehr ein Geschenk an mich als ein Werk von mir.
Auf Doppelbelichtungen trifft das besonders zu: Die ungeplant kombinierten Aufnahmen reagieren selbständig miteinander. Wenn zwei Photographen den gleichen Film belichten, wird die Wirkung noch durch die beiden unterschiedlichen Persönlichkeiten verstärkt, wie das bei Zwielicht deutlich wird. Dieses Projekt wird erst durch die Zusammenarbeit mit Moses ermöglicht, der mich herausfordert und von dem ich vieles lerne. Auch seine Erfahrungen und Ansprüche als Künstler sind unerläßlich.
Die Ergebnisse müssen nicht technisch perfekt sein, im Gegenteil: Inhalt und Gestaltung machen ein gutes Bild aus, auch im Zeitalter der technischen Perfektion.
Ich lebte gerne in einer Großstadt wie Berlin, Bilbao, Budapest oder auch Wien, um den mir in aller Bescheidenheit gebührenden täglichen Austausch beim Bildermachen, Lernen und Lehren zu genießen. Webbie hat es jedoch fertig gebracht, mich in meiner Provinzstadt in Ostwestfalen-Lippe daran zu erinnern, dass mit der Erfindung der schnellen Datenübertragung und der visuellen Bereitstellung von Bildern im Internet genau eine solche Zusammenarbeit möglich ist. Die Intensität des Wirkens mit ihr, die gerade wegen der Kommunikationsmöglichkeiten gegeben ist, steht denen der universitären Seminar- oder Laborarbeit in nichts nach.
Damals bei der ersten Einzelausstellung waren es Radierungen, traditionelle Serigraphien, bei denen ich bereits die Grundlage für einige Malereien legte, die sich mit Mehrfachbildern innerhalb einer Fläche beschäftigen sollten. Im November 2009 wird das zwanzig Jahre her sein, wir sicher noch ein paar Schritte weiter und vielleicht gibt es Großes zu bestaunen.